Mobiles surfen ist Trend. Onlineshopping auch. Zu dumm nur, dass der Onlineeinkauf via Smartphone oder Tablet bei den meisten Anbietern eine Katastrophe ist. Ein Plädoyer.
Smartphones und Tablets haben ihren Exotenstatus längst verloren und sind durch erschwingliche Geräte und vor allem auch durch bezahlbare Datentarife zum Massenphänomen geworden. Ein auffälliger Trend bei der mobilen Internetnutzung ist die im Vergleich zum Desktop-Rechner anteilig stärkere Nutzung von sozialen Netzwerken. Eine wesentliche Motivation hierfür dürfte darin liegen, dass die Inhalte der sozialen Netzwerke durch deren Apps in einem Mobile-tauglichen Format präsentiert werden. Und das führt uns direkt zum Kernproblem: ein großer Teil der „klassischen“ Webseiten sind in der mobilen Nutzung oftmals schlecht bis gar nicht bedienbar. Die Mehrzahl der Onlineshops macht hierbei leider keine Ausnahme.
Mobile + Shopping = Mobile Shopping?
Beim mobilen Onlineshopping gelten andere Regeln als am heimischen PC. Auf dem Bildschirm des Desktop-Rechners ist in der Regel ausreichend Platz für eine detaillierte Navigation, hochauflösende Produktbilder und umfassende Produktinformationen. Zusätzliche Angebote („Nutzer kauften auch…“) können den Wert des Warenkorbs in die Höhe treiben. Auf einem Smartphone hingegen ist die Informationsvielfalt eher hinderlich. Auch die Desktop-Version der detaillierten Navigation über mehrere Ebenen („Zubehör > Festplatten > extern > 3,5 Zoll > USB > Hersteller: xy“) ist auf einem Handybildschirm eher ein Problem als eine Hilfe. Stattdessen kommt der Suchfunktion eine hervorgehobene Bedeutung zu. Wer wissen will, worauf es bei einer effektiven Online-Shopping-Oberfläche ankommt, sollte sich einmal die Mobile Apps von Amazon oder ebay ansehen. Auch hier ist sicher (noch) nicht alles optimal gelöst, aber die Apps funktionieren gut.
Apps sind (k)eine Lösung
Mittlerweile nutzen 40 Prozent der Smartphone-Besitzer ihr Gerät auch zum Kauf von Waren und Konsumgütern. Diese Zahl ermutigt, doch die Ernüchterung folgt sofort: Der Anteil erfolgreich abgeschlossener Check-outs liegt mit 10 Prozent der begonnenen Einkäufe bei lediglich der Hälfte der klassischen Onlineeinkäufe. Sind also Shopping-Apps das „nächste große Ding“? Für große Anbieter wie Amazon und Co. sind Apps nahezu der ideale Weg, Käufer auch mobil erfolgreich zu bedienen. Für den durchschnittlichen Shopbetreiber scheidet diese Lösung aufgrund der immensen Programmierungs- und Marketingkosten jedoch ganz klar aus.
Too much information
Ein gangbarer Weg ist, dem eigenen Shop mit einem Responsive Design (RD) zu einem Facelift zu verhelfen und so die Darstellung der Inhalte auf mobilen Endgeräten zu verbessern. Ein Responsive Design bricht den vorhandenen Content lesbar auf kleine Bildschirmformate um – für ein Zuviel an Inhalten ist dies jedoch keine Lösung. Eine separate Mobile-Site kann hier den besseren Ansatz darstellen. Dabei sind die Kosten zwar initial höher, doch stehen im Gegenzug auch mehr Möglichkeiten zur Verfügung, auf die Besonderheiten des mobilen Einkaufs einzugehen und in der mobilen Version „überzählige“ Inhalte auszublenden.
Usability, SEO und der ganze Rest
Wer mit einem Onlineshop auch in den nächsten Jahren noch gute Umsätze erreichen will, wird am Thema Mobile Web sicher nicht vorbeikommen. Ob Responsive Design, separate Mobile-Version oder sogar der Umstieg auf ein anderes Shop-System – welcher Weg im Einzelfall der richtige ist sollte vor einer Investitions-Entscheidung intensiv geprüft werden. Dabei sollte man die Desktop-Variante des Shops auf keinen Fall vernachlässigen. Eine anstehender Facelift oder Relaunch bietet die beste Gelegenheit, sich mit der Benutzerfreundlichkeit der vorhandenen Shop-Oberfläche, dem Check-out-Prozess, einer vielleicht anstehenden Aktualisierung des Webdesigns und vor allem auch mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung neu auseinander zu setzen. So können ungenutzte Potenziale erschlossen und ohnehin bestehende Baustellen gleich mitbedacht werden – oftmals zu einem Bruchteil des Preises, der für eine separate Problembeseitigung erforderlich wäre. Fachkundige Beratung sollte hierbei sicher nicht fehlen.